​Inhalte und Genres

Erfolgreiche ​Formate

Themengebiete sind ein wichtiger Erfolgsfaktor, doch auch die Art der Darstellung ist entscheidend. Drei Formen liegen aktuell besonders im Trend. 

Prominente im Podcast


Die Zahl der Prominenten, die sich in dem neuen Markt zu Wort melden, wächst. Viele bekannte Sportler*innen, Journalist*innen, Moderator*innen oder Künstler*innen nutzen das Medium Podcast, um in einer so vorher noch nicht möglichen Form in die Öffentlichkeit zu treten: Der Fußballer Mats Hummels unterhält sich mit seinem Bruder auch abseits des Fußballs über Sport, der Musiker Pierre Baigorry (Peter Fox) spricht über Politik und Barbara Schöneberger („Mit den Waffeln einer Frau“) bildet umfassend den Lifestyle ab, der um sie als Marke aufgebaut ist. Im letzten Fall ist der Podcast eine Ergänzung zu Printmagazin und Radiosendung. Besonders bemerkenswert ist die Offenheit, mit der die Moderatorin Charlotte Roche und ihr Ehemann die intimsten Facetten ihrer Beziehung im Podcast „Paardiologie“ diskutierten.

Nachrichten-Podcasts

Zur Zeit der Entstehung dieses Reports ist die sogenannte Corona-Krise das dominierende Nachrichtenthema. Entsprechend umfassend ist das Angebot an journalistischen oder wissenschaftlichen Podcasts zu diesem Thema. Spitzenreiter ist der tägliche Podcast des Norddeutschen Rundfunks (NDR) mit dem Leiter der virologischen Klinik an der Berliner Charité, Prof. Dr. Christian Drosten. Laut NDR haben bis Ende Juni 2020 54,5 Millionen Menschen den Podcast „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ abgerufen. Damit könnte man zum ersten Mal einem Podcast in Deutschland attestieren, die Schwelle zum Massenmedium überschritten zu haben.

Auch jenseits der Corona-Krise als Sondersituation gibt es neben den etablierten Nachrichtenmedien neu aufkommende journalistische Angebote, die aufgrund ihrer Qualität, ihrer Regelmäßigkeit und ihres alternativen Blickwinkels ernstzunehmende Reichweiten erzielen und relevant sind.

Nachrichten-Podcasts sind in einem Aspekt eine Besonderheit in der Podcast-Welt: Üblicherweise funktionieren Podcast-Formate vor allem über ihre Langlebigkeit. Bei einer interessanten Geschichte, die gut erzählt wird, ist die Aktualität nicht nur sekundär, sondern für den Reichweitenerfolg geradezu hinderlich. Wenn eine Geschichte dauerhaft spannend und konsumierbar bleibt, baut sie über die Zeit eine relevante Reichweite auf. Dieses Muster verläuft analog zu den Reichweitenerfolgen von YouTube-Videos bekannter Influencer*innen: Solange der Inhalt fasziniert und unterhält, so lange wird er geklickt. Erst über einen längeren Zeitraum entsteht eine substanzielle Reichweite.

Nachrichten-Podcasts funktionieren aus dieser Perspektive geradezu konträr. Ihre Aktualität ist das wichtigste Gut. Nach einigen Tagen aber ist der Inhalt überholt. Dennoch – oder gerade deshalb – ist ein Nachrichten-Podcast, der die aktuell für das Publikum relevanten Themen erkennt und sie richtig aufbereitet, eines der erfolgreichsten Formate überhaupt.

Interview-Podcasts

Interview-Podcasts sind fast so alt wie das Genre Podcast selbst. Der Hintergrund ist zunächst vermutlich ein rechtlicher: Musik in Podcasts zu verwenden ist seit jeher problematisch und bis auf wenige Ausnahmen vor allem teuer. Nicht zuletzt aus diesen Gründen haben sich Podcasts schnell als sprachbasierte Darstellungsform etabliert.

Eine der ursprünglichsten Formen sprachbasierter Unterhaltungs- und Informationsangebote ist das Interview. Ähnlich wie beim Nachrichten-Podcast gelten beim Interview-Podcast – im Gegensatz zu einer klassischen Rundfunksendung – keine Längenbeschränkungen. Viele öffentlich-rechtliche und private Medienhäuser nutzen die Technologie Podcast als einfache Möglichkeit, geführte Interviews als Ganzes abrufbar zu machen.

Auch andere journalistische Interviewformen finden sich im Podcast wieder. Die am ehesten dem Podcast selbst entsprechende Form ist vermutlich das „endlose Interview“. Im Podcast „Alles gesagt?“ (ZEIT Verlag) sprechen die Journalist*innen so lange mit ihrem Gast, bis dieser ein vorher verabredetes Code-Wort benutzt, das das Interview sofort beendet. Interviews mit über drei bis vier Stunden Länge sind dabei keine Seltenheit. Wie viele Hörer*innen diese langen Interviews tatsächlich bis zum Schluss genießen (und wie lange sie dafür brauchen), ist unbekannt. Aus medienwissenschaftlicher Perspektive wird hier die konsequente Zurverfügungstellung von Unendlichkeit, welche ein genauer Gegensatz zum „knappen Gut“ Sendezeit der alten Rundfunkwelt ist, deutlich.

Erfolgsfaktoren

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