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Larissa Vassilian im Interview – Faszination Podcast: Raum für
Freiheit und Kreativität
Larissa Vassilian im Interview – Faszination Podcast: Raum für Freiheit und Kreativität
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Larissa Vassilian, unter Ihrem Pseudonym Annik Rubens gelten Sie als Podcast-Pionierin in Deutschland. Jetzt springen sehr viele auf den Podcast-Zug auf. Wie kamen Sie 2005 auf die Idee, damit anzufangen?
Larissa Vassilian: Damals führte vieles zur richtigen Zeit zueinander. Zum einen wollte ich schon immer zum Radio und habe mit 16 Jahren angefangen, Nebenjobs bei einem Privatradiosender in München zu machen. Zum anderen habe ich mich schon immer sehr für Technik begeistert. Außerdem hatte ich damals gerade meinen Job verloren und deshalb plötzlich ganz schön viel Zeit. Diese drei Dinge führten dazu, dass ich mich umgeschaut habe, was es in Sachen Podcasts so gibt. Ich habe viel Adam Curry – damals die Ikone des Podcastens – gehört und gedacht, das kann ja nicht so schwer sein, das probiere ich mal aus. Und so kam es mit „Schlaflos in München“ quasi zu meinem Privatradio im Schlafzimmer. Ich dachte nur anfangs nicht, dass das jemand hören würde. Aber mein Erfolgsprinzip war: nicht nochmal anhören, einfach raus damit. Genau das kam so authentisch an.
War das Podcasten eine Jobalternative, mit der man damals Geld verdienen konnte?
Vassilian: Podcasten hatte damals nichts mit Geldverdienen zu tun und diesen Gedanken hatte ich auch gar nicht. Es ging mir vielmehr darum, die ganze angestaute Kreativität aus einem Jahr Festanstellung rauszulassen. Ich wollte einfach machen!
Inwiefern ist das Geldverdienen mit Podcasts für Sie heute relevant?
Vassilian: Weiterhin bin ich da sehr idealistisch und würde kein Projekt anfangen, nur weil da eventuell viel Geld rausspringt. Für mich ist der Inhalt immer noch das Wichtigste. Deshalb denke ich ungern in Reichweiten und Zielgruppen. Ich habe seit 13 Jahren den Podcast „Slow German“, der auch monatlich Geld bringt. Es freut mich sehr, wenn ich für die Arbeit, die ich da reinstecke, auch entlohnt werde. Aber ich bin dagegen, wenn man irgendwas macht und dabei nur die Dollarzeichen in den Augen hat.
Larissa Vassilian: Damals führte vieles zur richtigen Zeit zueinander. Zum einen wollte ich schon immer zum Radio und habe mit 16 Jahren angefangen, Nebenjobs bei einem Privatradiosender in München zu machen. Zum anderen habe ich mich schon immer sehr für Technik begeistert. Außerdem hatte ich damals gerade meinen Job verloren und deshalb plötzlich ganz schön viel Zeit. Diese drei Dinge führten dazu, dass ich mich umgeschaut habe, was es in Sachen Podcasts so gibt. Ich habe viel Adam Curry – damals die Ikone des Podcastens – gehört und gedacht, das kann ja nicht so schwer sein, das probiere ich mal aus. Und so kam es mit „Schlaflos in München“ quasi zu meinem Privatradio im Schlafzimmer. Ich dachte nur anfangs nicht, dass das jemand hören würde. Aber mein Erfolgsprinzip war: nicht nochmal anhören, einfach raus damit. Genau das kam so authentisch an.
War das Podcasten eine Jobalternative, mit der man damals Geld verdienen konnte?
Vassilian: Podcasten hatte damals nichts mit Geldverdienen zu tun und diesen Gedanken hatte ich auch gar nicht. Es ging mir vielmehr darum, die ganze angestaute Kreativität aus einem Jahr Festanstellung rauszulassen. Ich wollte einfach machen!
Inwiefern ist das Geldverdienen mit Podcasts für Sie heute relevant?
Vassilian: Weiterhin bin ich da sehr idealistisch und würde kein Projekt anfangen, nur weil da eventuell viel Geld rausspringt. Für mich ist der Inhalt immer noch das Wichtigste. Deshalb denke ich ungern in Reichweiten und Zielgruppen. Ich habe seit 13 Jahren den Podcast „Slow German“, der auch monatlich Geld bringt. Es freut mich sehr, wenn ich für die Arbeit, die ich da reinstecke, auch entlohnt werde. Aber ich bin dagegen, wenn man irgendwas macht und dabei nur die Dollarzeichen in den Augen hat.

Was tut sich in der bayerischen Medienbranche?
Spannende Geschichten, Einblicke und Interviews gibt es im Online-Magazin von XPLR: Media in Bavaria zu entdecken. Wir zeigen innovative Projekte, außergewöhnliche Startups und Hidden Champions aus Bayern.Können Sie vom Podcasten leben oder haben Sie noch einen anderen Job?
Vassilian: Ich könnte schon vom Podcasten leben. Allerdings habe ich gemerkt, dass Dinge, die wirklich zu 100 Prozent meinem Broterwerb dienen, irgendwann keinen Spaß mehr machen. Und beim Podcasten sind mir der Spaß, die Kreativität und die Freiheit, zu machen was ich will, am wichtigsten. Daher habe ich auch einen „normalen“ Job als Social Media Managerin beim Bayerischen Rundfunk und mache „Slow German“ in meiner Freizeit.
Lässt sich die wichtigste Frage für junge Menschen, die heute mit dem Podcasten anfangen, also beantworten mit: „Starte nicht mit Podcasts, um Geld zu verdienen“?
Vassilian: Doch, ich denke schon, dass man auch podcasten kann, um damit sein Geld zu verdienen. Bei manchen Podcasts hört man aber schon in der ersten Folge raus, dass der Macher damit nur Geld machen will. Wenn aber jemand für sein Thema brennt, dabei leidenschaftlich ist und viel zu erzählen hat und dann seinen Erfolg nutzt, um zum Beispiel durch Werbung Geld zu verdienen, finde ich das vollkommen okay.
Was macht für Sie die Faszination des Podcastens aus?
Vassilian: Die Faszination macht für mich die komplette Freiheit aus, die man beim Podcasten hat. Als ich als Teenagerin beim Radio angefangen habe, habe ich schnell gemerkt, dass es Grenzen gibt: Ich habe eineinhalb Minuten Zeit, länger darf der Beitrag nicht werden – auch wenn ich viel mehr zu erzählen habe. Dieses Korsett hat mir nicht gefallen. Zum einen, weil ich mich generell nur schwer an solche Regeln halten kann und zum anderen, weil ich finde, dass es der jeweiligen Geschichte nicht gerecht wird. Für mich muss die Geschichte im Vordergrund stehen und das geht beim Radio leider nur schwer.
In vielen Podcasts wird gerne schwadroniert. Geht Ihnen das Ausholen
und Ausufern auf die Nerven?
Vassilian: Es kommt darauf an, ob ich den Menschen mag, dem ich zuhöre. Mein derzeitiger Lieblingspodcast „Alles gesagt?“ von ZEIT ONLINE geht teilweise achteinhalb Stunden. Man bekommt nach einiger Zeit des Hörens das Gefühl, die Menschen zu kennen. Das gehört wohl auch zur Faszination des Podcastens, weil man als Hörer so nah an die Menschen herankommt und sie einem vertraut werden.
Wie beurteilen Sie – als Hörerin und als Macherin von Podcasts – die Entwicklung der letzten zwei Jahre?
Vassilian: Es gibt einen Trend hin zur Professionalisierung und Kommerzialisierung. Den höheren Produktionsgrad von manchen Podcasts sehe ich als Gewinn. Es sind neue Formate entstanden, die mir sehr gut gefallen. Als ich angefangen habe, sollte eine gute Folge circa 20 Minuten lang sein. Heute gibt es Formate, die mehrere Stunden lang sind und ein sehr großes Publikum finden. Was ich toll finde, ist die Diversifizierung: ganz viele unterschiedliche, sehr professionell produzierte Formate, aber auch weiterhin „Laber-Formate,“ in denen Menschen einfach miteinander sprechen, ohne einem starren Konzept zu folgen.
Hätten Sie sich 2005 träumen lassen, dass Podcasten eine Industrie wird?
Vassilian: Ich habe früh gemerkt, dass Podcasts wahrgenommen werden. Ein Jahr nachdem ich damit angefangen hatte, ist Bayern 3 auf mich zugekommen. Die Vernetzung zwischen Radio und Podcasts kam relativ schnell. Dann kam die Berichterstattung in Magazinen wie im SPIEGEL oder der „Freundin“. Und dann sind auch die ersten Firmen aufgesprungen. Ich hatte in meinem Podcast eine Rubrik, in der ich Musik gespielt habe, die mir selbst gefallen hat. Daraufhin kam eine Anfrage der Warner Music Group, einen Podcast zu machen, in dem ich neue Musik vorstelle. Die Firmen haben also schnell gemerkt, dass Podcasts eine Nische sind, mit der man sehr zielgerichtet bestimmte Menschen erreicht. Das sind damals wie heute sehr wertvolle Zielgruppen.
Was denken Sie, wie sich der Markt weiterentwickelt?
Vassilian: Ich bin immer etwas hin und hergerissen, was Prognosen angeht. Ich finde es lustig, dass Podcasts alle drei bis vier Jahre ein Revival erleben. Mittlerweile haben Podcasts eine gewisse Masse erreicht, die meisten Leute wissen, was ein Podcast ist. Ehrlich gesagt, weiß ich aber mittlerweile nicht
mehr, was ein Podcast ist: Früher hatte ich die klare Definition, dass ein Podcast abonniert und auf jeder Plattform verfügbar sein muss. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt nennt sich irgendwie alles Podcast. Insofern wage ich auch nicht so richtig zu sagen, wo es hingeht. Ich glaube aber, es wird gute Deals geben. Je bekannter das Wort Podcast überhaupt wird und je mehr Leute wissen, was sich dahinter verbirgt, desto mehr Geld wird fließen. Ich weiß noch, wie viele Diskussionen ich mit Werbetreibenden darüber geführt habe, warum ein Podcast eine gute Anlagequelle ist. Solche Gespräche werden künftig sicher nicht mehr so oft nötig sein. Auf der anderen Seite wird es zunehmend schwerer werden, mit neuen Podcasts Fuß zu fassen. Es gibt eigentlich schon zu jedem Thema einen Podcast. Aber das, was Podcasts vom Radio unterscheidet, ist, dass die Leute Dialekt sprechen, auch mal schmatzen und eben keine perfekten Moderations-Maschinen sind, sondern authentische Menschen am Mikrofon.
Vassilian: Ich könnte schon vom Podcasten leben. Allerdings habe ich gemerkt, dass Dinge, die wirklich zu 100 Prozent meinem Broterwerb dienen, irgendwann keinen Spaß mehr machen. Und beim Podcasten sind mir der Spaß, die Kreativität und die Freiheit, zu machen was ich will, am wichtigsten. Daher habe ich auch einen „normalen“ Job als Social Media Managerin beim Bayerischen Rundfunk und mache „Slow German“ in meiner Freizeit.
Lässt sich die wichtigste Frage für junge Menschen, die heute mit dem Podcasten anfangen, also beantworten mit: „Starte nicht mit Podcasts, um Geld zu verdienen“?
Vassilian: Doch, ich denke schon, dass man auch podcasten kann, um damit sein Geld zu verdienen. Bei manchen Podcasts hört man aber schon in der ersten Folge raus, dass der Macher damit nur Geld machen will. Wenn aber jemand für sein Thema brennt, dabei leidenschaftlich ist und viel zu erzählen hat und dann seinen Erfolg nutzt, um zum Beispiel durch Werbung Geld zu verdienen, finde ich das vollkommen okay.
Was macht für Sie die Faszination des Podcastens aus?
Vassilian: Die Faszination macht für mich die komplette Freiheit aus, die man beim Podcasten hat. Als ich als Teenagerin beim Radio angefangen habe, habe ich schnell gemerkt, dass es Grenzen gibt: Ich habe eineinhalb Minuten Zeit, länger darf der Beitrag nicht werden – auch wenn ich viel mehr zu erzählen habe. Dieses Korsett hat mir nicht gefallen. Zum einen, weil ich mich generell nur schwer an solche Regeln halten kann und zum anderen, weil ich finde, dass es der jeweiligen Geschichte nicht gerecht wird. Für mich muss die Geschichte im Vordergrund stehen und das geht beim Radio leider nur schwer.
In vielen Podcasts wird gerne schwadroniert. Geht Ihnen das Ausholen
und Ausufern auf die Nerven?
Vassilian: Es kommt darauf an, ob ich den Menschen mag, dem ich zuhöre. Mein derzeitiger Lieblingspodcast „Alles gesagt?“ von ZEIT ONLINE geht teilweise achteinhalb Stunden. Man bekommt nach einiger Zeit des Hörens das Gefühl, die Menschen zu kennen. Das gehört wohl auch zur Faszination des Podcastens, weil man als Hörer so nah an die Menschen herankommt und sie einem vertraut werden.
Wie beurteilen Sie – als Hörerin und als Macherin von Podcasts – die Entwicklung der letzten zwei Jahre?
Vassilian: Es gibt einen Trend hin zur Professionalisierung und Kommerzialisierung. Den höheren Produktionsgrad von manchen Podcasts sehe ich als Gewinn. Es sind neue Formate entstanden, die mir sehr gut gefallen. Als ich angefangen habe, sollte eine gute Folge circa 20 Minuten lang sein. Heute gibt es Formate, die mehrere Stunden lang sind und ein sehr großes Publikum finden. Was ich toll finde, ist die Diversifizierung: ganz viele unterschiedliche, sehr professionell produzierte Formate, aber auch weiterhin „Laber-Formate,“ in denen Menschen einfach miteinander sprechen, ohne einem starren Konzept zu folgen.
Hätten Sie sich 2005 träumen lassen, dass Podcasten eine Industrie wird?
Vassilian: Ich habe früh gemerkt, dass Podcasts wahrgenommen werden. Ein Jahr nachdem ich damit angefangen hatte, ist Bayern 3 auf mich zugekommen. Die Vernetzung zwischen Radio und Podcasts kam relativ schnell. Dann kam die Berichterstattung in Magazinen wie im SPIEGEL oder der „Freundin“. Und dann sind auch die ersten Firmen aufgesprungen. Ich hatte in meinem Podcast eine Rubrik, in der ich Musik gespielt habe, die mir selbst gefallen hat. Daraufhin kam eine Anfrage der Warner Music Group, einen Podcast zu machen, in dem ich neue Musik vorstelle. Die Firmen haben also schnell gemerkt, dass Podcasts eine Nische sind, mit der man sehr zielgerichtet bestimmte Menschen erreicht. Das sind damals wie heute sehr wertvolle Zielgruppen.
Was denken Sie, wie sich der Markt weiterentwickelt?
Vassilian: Ich bin immer etwas hin und hergerissen, was Prognosen angeht. Ich finde es lustig, dass Podcasts alle drei bis vier Jahre ein Revival erleben. Mittlerweile haben Podcasts eine gewisse Masse erreicht, die meisten Leute wissen, was ein Podcast ist. Ehrlich gesagt, weiß ich aber mittlerweile nicht
mehr, was ein Podcast ist: Früher hatte ich die klare Definition, dass ein Podcast abonniert und auf jeder Plattform verfügbar sein muss. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt nennt sich irgendwie alles Podcast. Insofern wage ich auch nicht so richtig zu sagen, wo es hingeht. Ich glaube aber, es wird gute Deals geben. Je bekannter das Wort Podcast überhaupt wird und je mehr Leute wissen, was sich dahinter verbirgt, desto mehr Geld wird fließen. Ich weiß noch, wie viele Diskussionen ich mit Werbetreibenden darüber geführt habe, warum ein Podcast eine gute Anlagequelle ist. Solche Gespräche werden künftig sicher nicht mehr so oft nötig sein. Auf der anderen Seite wird es zunehmend schwerer werden, mit neuen Podcasts Fuß zu fassen. Es gibt eigentlich schon zu jedem Thema einen Podcast. Aber das, was Podcasts vom Radio unterscheidet, ist, dass die Leute Dialekt sprechen, auch mal schmatzen und eben keine perfekten Moderations-Maschinen sind, sondern authentische Menschen am Mikrofon.
